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Baumensch.de: Parship für die Baubranche

Der Titel des Online-Portals fasst es perfekt zusammen: Auf www.baumensch.de treffen sich Menschen, die zusammen bauen möchten. Auf der einen Seite befinden sich die Bauherren und auf der anderen die Bauexperten. Vor allem für kleinere Architekturbüros bietet die Plattform aber noch mehr: eine Kennenlernbörse für Kooperationspartner.

Im Gespräch mit Carsten Stemmer, dem Betreiber von baumensch.de, sprach forum handwerk digital außerdem über den digitalen Reifegrad in der Baubranche.

Herr Stemmer, wieso haben Sie www.baumensch.de entwickelt?

Beim Planen und Bauen hatte ich schon verschiedene berufliche Aufgaben. Ich startete im Handwerk als Tischler. Dann studierte ich Architektur und arbeitete als Planer in allen Leistungsphasen bis zur Bauleitung. Später übernahm ich Bauherrenaufgaben in einem Immobilienunternehmen, in der ich selbst Planungs- und Bauteams beauftragte und Projektleitung machte.

Was mir schnell auffiel: Es war nicht einfach, für die einzelnen Projekte passende Partner zu finden. Wer gut Krankenhäuser bauen kann, eignet sich nicht unbedingt dafür, einen Supermarkt zu planen. Und das liegt nicht nur an der fachlichen Komponente, sondern auch daran, dass in den unterschiedlichen Metiers andere Sprachen gesprochen werden. Hier hat die Idee zu Baumensch ihren Ursprung, wie wichtig das richtige Matching in der Baubranche ist.

Welche Ziele verfolgen Sie mit www.baumensch.de?

Vereinfacht gesagt ist www.baumensch.de das Parship fürs Planen und Bauen. Alle Partner, die man für ein Bauprojekt braucht, werden zueinander geführt. Es gibt noch einen weiteren Aspekt: Die Planer-Landschaft in Deutschland besteht in der großen Mehrheit aus unzähligen kleinen Büros mit einer bis vier Personen. Diese sind in der Regel voll ausgelastet und haben nur wenig Ressourcen für das eigene Marketing. Sie werden von größeren Bau- oder Planungshäusern „gebucht“ oder sind abhängig von großen Büros, die eine andere Marketingmacht haben.

Die Großen bedienen sich also der kleinen Spezialisten, die sich im Projekt um besondere Themen kümmern, welche die Großen nicht bearbeiten möchten oder können. Das Problem: Große Büros akquirieren gut honorierte Projekte, aber die kleinen Sub-Planer erhalten nur einen kleinen Anteil vom Honorar – die Großen sitzen am längeren Hebel.

Und hier kommt die Digitalisierung ins Spiel …

Für kleine Planungsteams bietet die Digitalisierung große Chancen. Durch Digitalisierung können sich kleinere Büros neu und breiter aufstellen. Allerdings müssen sie neue Haltungen entwickeln und ihre Arbeitsweisen anpassen. Und sie brauchen natürlich auch digitales Know-how.

Ich bin davon überzeugt, dass Digitalisierung absolut relevant für die Baubranche ist. Die Planerriege der Kleinen kann dadurch den großen Büros Paroli bieten. Denn dank digitaler Technologie, vernetzen sich kleinere Einheiten viel schneller als die Großen.

Genau das ist auch die Vision von www.baumensch.de: Die Plattform soll das größte, sich selbst organisierende Planungsteam werden. Nebenbei sorgt Baumensch für sehr gute Sichtbarkeit im Netz. Oftmals fehlt den Kleinen nämlich die Zeit, um neben der dichten Auftragslage auch noch die Website zu pflegen. Der Kampf um gute Platzierungen bei Google ist mit erheblichem Aufwand verbunden. Vor allem im Zeitalter von Contentmarketing und Social Media ist das für die Kleinen erst recht nicht einfach.

Deshalb bietet www.baumensch.de neben dem Experten-Profil auch die Möglichkeit, einen eigenen Blog zu führen und selbst über seine Projekte und Fachthemen schreiben. Persönliche Betreuung wird bei uns großgeschrieben – bei Bedarf vermitteln wir Autoren, die nach Vorgabe gute Fachbeiträge schreiben. So verbessert sich die Sichtbarkeit im Netz erheblich. Es entsteht eine Reichweite, die mit der eigenen Webseite nicht möglich wäre.

Wie schätzen Sie den digitalen Reifegrad von Architekten, Planern und Co. ein?

Die größten Herausforderungen sind: fehlende Zeit und fehlendes digitale Know-how. Auch das Mindset Vieler müsste sich ändern. Die Planerbranche wird sich digital sehr schnell entwickeln, wenn die Bedenken weichen und die Neugier wächst. Wer zusammenarbeiten will, muss auf einem gemeinsamen Nenner sein. Bei der neuen Planer-Generation beobachte ich interessante Veränderungen, denn die jungen Experten wollen kollaborieren, Wissen teilen, remote arbeiten, vernetzt kommunizieren und sie wollen die Arbeit 4.0, um nur einige Beispiele zu nennen.

Was hat das alles mit dem Handwerk zu tun?

Aufgrund wachsender Komplexität in der Baubranche ist es wichtig, dass sich Planer und Handwerk mit ihrem aktuellen Fachwissen gegenseitig stärken. Man muss dafür enger zusammenrücken. Digitalisierung allein hilft da nicht weiter!  Sehen Sie sich nur die Bauschaden-Statistik an: In den letzten 10 Jahren hatten wir im Wohnungsbau eine Verdoppelung (!), trotz technologischer Entwicklung der Bauindustrie und in der IT. Auch da kann www.baumensch.de helfen, indem Planer und Handwerker bei der Vernetzung unterstützt werden.

Welche Chancen bietet die Digitalisierung noch? Wie lassen sich digital Brücken bauen?

Planer müssen mehr über den Tellerrand blicken. Bei unseren europäischen Nachbarn in Holland z.B. gibt es schon seit Jahren kooperative Vertragsmodelle am Bau. Da können wir uns etwas abschauen. Auch beim Thema „serielles Bauen“ hat sich in den letzten Jahren viel getan. Das erwähne ich, weil wir in Deutschland vor großen Herausforderungen stehen, besonders im Wohnungsbau.

Ich wünsche den Planern mehr Mut, ihr Wissen z.B. über industrielles Bauen einzubringen, anstatt das Feld den Baukonzernen zu überlassen. Ja, wir haben im Vergleich zu Holland andere Rahmenbedingungen. Das darf aber nicht davon ablenken, dass Planer in den vergangenen Jahrzehnten untereinander nicht gut organisiert waren. Nur deshalb konnten ihnen andere sozusagen die Butter vom Brot nehmen.

Digitale Vernetzung bietet den kleinen Büros jetzt die Chance, den Spieß umzudrehen. Lean Project Management und anderen agilen Methoden gehört die Zukunft. Jetzt ist die beste Zeit sich umzustellen. Die digitalen Werkzeuge dafür warten nur darauf, genutzt zu werden. Wenn Planer über ihren kulturellen Schatten springen, dann geht da noch Einiges. Auch kleine Ingenieurbüros können den Mut haben, ihre Ideen und Projekte zu kommunizieren – die Angst vor Ideenklau ist unbegründet. Wenn sich die kleinen Akteure intensiv vernetzen, sehe ich große Chancen, dass sich die Branche neu erfinden kann.

Und genau das möchte ich mit www.baumensch.de unterstützen.

Herr Stemmer, wir bedanken uns für diesen aufschlussreichen Einblick!

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