Nach BIM kommt DIM
Bei Planung und Bau des von dem Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron geplanten Musiktempels Elbphilharmonie in Hamburg hat bekanntermaßen Building Information Modeling eine große Rolle gespielt.
Millimetergenaues Vermessen und digitale Präzision bei der Herstellung von Fertigteilen für den Musiksaal waren aber auch für die Qualität der Akustik unerlässlich. Selbst bei der Planung und Erstellung von Teilen für den Innenausbau der in das Gebäude integrierten Penthauswohnungen war Digitalisierung ein wesentlicher Faktor: Digital Interior Manufacturing (DIM) ermöglicht(e) die absolut passgenaue, robotergesteuerte Fertigung von Einrichtungselementen aus Materialien jeglicher Art.
Das von dem Architekten Laurent Brückner und dem Wirtschaftsprüfer Andreas Konle gegründet Unternehmen CORA Digital Interior Manufacturing GmbH hat dafür das Prinzip von BIM auf die Arbeit von Designern und Innenarchitekten übertragen.
Digitalisierung erweitert den Handlungsspielraum
Digitalisierte Planung, automatisierte Fertigung aufgrund von Daten und handwerkliches Wissen können mithilfe von DIM kombiniert werden. Das ermöglicht sogar die Erschließung neuer Marktsegmente. Beispielsweise, wenn es darum geht, präzise vorgefertigte Einrichtungen in bereits genutzte Räume wie Restaurants, Hotels oder Wohnhäusern zu integrieren, in denen nicht vor Ort gebohrt, gesägt oder gefräst werden kann, um Anpassungen vorzunehmen.
Oder wenn es darum geht, Elemente in ungewöhnlichen Formen genau und doch effizient aus beliebigen Materialien herauszuarbeiten, passgenau zusammenzufügen und in ebenso ungewöhnlich geformte Räume wie Boote, Jachten oder gar Flugzeuge zu integrieren.
Laurent Brückner äußert auf der Cora-Website die Meinung, dass oft zu viel Zeit damit verbracht wird, durch schlechte Planung entstandene Probleme zu lösen. Die Technologien für durchgängig digitale Prozessabläufe existierten bereits. Sie müssten nur genutzt werden. Dafür sollten allerdings alle Beteiligten mitmachen.
Für die Schreinerei Georg Ackermann GmbH im bayrischen Wiesenbronn ist das nichts Neues. Das Unternehmen hat aufgrund von 3-D-Daten das Modell für die Hamburger Elbphilharmonie gebaut. Laut Inhaber Frank Ackermann war dieser Auftrag schon vor rund zehn Jahren der Auslöser für die Entscheidung, die durchgängig digitale Umsetzung von Projekten in seinem Unternehmen anzustoßen.
In der Folge des Elbphilharmonie-Auftrags kamen mehr und mehr Anfragen für die digitalbasierte Fertigung von Teilen auch aus dem Ausland. Heute arbeitet das Unternehmen international. Produziert wird von 120 Mitarbeitern auf 13.000 Quadratmetern.
Mehr dazu erzählt Frank Ackermann in einer Planet-Wissen-Dokumentation der ARD.
Fazit
Wie bei BIM sind auch die Vorteile von DIM vielfältig. Da auf durchgängig einheitliche Datenformate gesetzt wird, gibt es keine Fehler bei der Datenumwandlung. Bautoleranzen können auf Zehntelmillimeter reduziert werden. Ebenfalls wie bei BIM können durch die Arbeit mit 3-D-Modellen Probleme schon in der Planungsphase erkannt und bei der Ausführung vermieden werden.
Wenn die an der Ausführung beteiligten Lieferanten bzw. Handwerksbetriebe mit CNC-gesteuerten Maschinen und Robotern die benötigten Bauteile aufgrund der digitalen Planungsdaten präzise vorfertigen, werden auch bislang ungewöhnliche (weil teure) Konstruktionen kostengünstiger möglich. Zeit ist Geld. Da bei der digital geplanten Projektausführung präzise vorgefertigte Teile genau dann angeliefert werden können, wenn sie gebraucht werden, beschleunigt das den Projektfortschritt vor Ort.
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