Wenn Roboter den Gartenbau revolutionieren
Die Forscher am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) und die Universität Stuttgart setzen derzeit eine tolle Idee um – und zwar eine automatisierte Fassadenbegrünung mit modularem Aufbau. Der Clou: Die komplette Pflege dieser vertikalen Gartenanlage soll ein Roboter übernehmen.
Begrünte Fassaden haben viele Vorteile: Sie können in Städten helfen, das Mikroklima zu regeln, da die Pflanzen im Sommer die direkte Aufheizung der Gebäudefassaden verhindern und durch die Verdunstung von Wasser für Kühlung sorgen. Das verringert den Energieverbrauch von Klimaanlagen. Im Winter senkt die Begrünung Wärmeverluste über die Fassadenoberfläche – ein weiterer Energiesparfaktor. Die schallabsorbierende Wirkung der Pflanzenoberfläche sorgt dafür, dass Geräusche aus der Umgebung nicht in die Umgebung zurückreflektiert werden, und hilft so, den Geräuschpegel – beispielsweise durch Straßenverkehr oder den Terrassenbetrieb von gastronomischen Betrieben in Innenstädten – zu senken.
Roboter sind wirtschaftlich
Wenn Pflege und Unterhalt einer vertikalen Begrünung durch einen Gartenbau-Fachbetrieb durchgeführt werden, ist das allerdings (bisher) personaltechnisch zeitaufwendig und somit teuer. Hinzu kommt der Bedarf an Gerüsten oder Hebebühnen, die sowohl bereitgestellt als auch auf- und abgebaut werden müssen. Bei großen Gebäuden kann es auch notwendig werden, für die Arbeiten extra Industriekletterer inklusive Ausrüstung zu engagieren.
Das vom Fraunhofer IPA und der Universität Stuttgart entwickelte robotische Fassadenbegrünungs- und Pflegesystem mit den Namen „Green Wall Robot“ soll mit der Begrünung selbst fest installiert werden und die anfallenden Arbeiten programmierbar und automatisiert übernehmen.
Auf Schienen zu jedem Punkt der Fassade
Green Wall Robot basiert auf einem intelligenten Roboter, der sich autonom auf Schienen bewegt. Das System soll mithilfe künstlicher Intelligenz in der Lage sein, begrünte Fassaden optimal zu bewirtschaften.
Eine eigens entwickelte Bildverarbeitungssoftware versetzt den Green Wall Robot in die Lage, Pflanzenarten voneinander zu unterscheiden und ihren Zustand zu beurteilen. Krankheiten oder Schädlingsbefall werden so erkannt und Gegenmaßnahmen eingeleitet. Da das ganze System modular aufgebaut ist, kann der Roboter außer dem Zurückschneiden auch das Setzen oder Austauschen von Pflanzen inklusive der Module selbst ausführen.
Die Wasserversorgung der Pflanzen erfolgt durch ein in das Modulsystem integriertes Bewässerungssystem.
Fazit
Das Projekt zeigt, wie Sie mithilfe der Digitalisierung bestehende traditionelle Geschäftsmodelle – hier im Landschafts- und Gartenbau – erweitern bzw. neue Geschäftsmodelle umsetzen und somit Ihr Angebotsportfolio erweitern können. Ein guter Grund, sich immer wieder auch als Trendscout zu verstehen und nach (digitalen) Ideen zu suchen, die sich auf Ihr eigenes Geschäft adaptieren lassen.
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