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Interview: Digitalisierung im Handwerk – eine Momentaufnahme

Wir schreiben das Jahr 2018. Die Unternehmen des Handwerks diskutieren längst nicht mehr über das „Warum“ in Sachen Digitalisierung. Was einzig und alleine interessiert ist das „Wie“! Wilhelm Schuster, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Richter+Frenzel, äußerte sich im Rahmen eines Interviews mit der Redaktion des forum handwerk digital darüber, wie weit aus seiner Sicht die Digitalisierung bereits heute in das Handwerk hineinwirkt und was als „Next Big Thing“ zu erwarten ist.

Wilhelm Schuster
Vorsitzender der Geschäftsführung
Richter+Frenzel GmbH & Co. KG

Herr Schuster, Sie haben schon sehr früh auf die Digitalisierung im Handwerk gesetzt und das forum handwerk digital initiiert. Warum?

Wir kennen sehr viele Handwerksbetriebe – insbesondere aus dem SHK-Bereich – die seit jeher sich täglich um die Optimierung ihrer Prozesse kümmern. Auch deshalb ist Handwerk ohne Digitalisierung in Zukunft undenkbar. Die von der GC Großhandelsgruppe in Auftrag gegebene Studie des Marktforschers Querschiesser hat jüngst unsere Pionierarbeit bestätigt. Wir bringen so die ganze Branche nach vorne. Wir haben sehr früh auf das richtige Pferd gesetzt!

Herr Schuster, Sie haben jeden Tag intensiven Kontakt zu Unternehmen des Handwerks. Aus dieser Erfahrung heraus: Wie tief wirkt die Digitalisierung heute schon in das Handwerk hinein?

Das Handwerk hat sich enorm in Richtung konkrete Umsetzung der Digitalisierung bewegt! Die Unternehmer sind sich der Bedeutung der Digitalisierung für die eigene Wettbewerbsfähigkeit bewusst. Sie benötigen jetzt konkrete Umsetzungskompetenz und innovative Technologien. Dann können sie die digitale Vernetzung von Kunden, Prozessen, Mitarbeitern und Routinen im Tagesgeschäft in wirtschaftliche Erfolge ummünzen.

Auf dem forum handwerk digital, das am 25. und 26 Oktober in Nürnberg stattfindet, werden wir unseren Fachbesuchern viele gute Antworten auf noch offene Fragen liefern. Dazu gehören u. a.: Wie erstelle, realisiere und steuere ich meinen digitalen Fahrplan? Warum sollte ich nicht mehr in (IT-)Lösungen, sondern in (Geschäfts-)Funktionen denken? Wie kann ich mithilfe von Cloud Services die Produktivität meines Unternehmens messbar steigern? usw.

Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf für Handwerksunternehmen, die ihre Digitalisierung zu einem langfristigen, wirtschaftlich nachhaltigen Erfolgsmodell machen wollen?

Zukunftsfähige Technologien stellen die operative Basis für eine erfolgreiche, funktionsorientierte Digitalisierung in jedem Handwerksunternehmen dar. Auch mächtige Branchensoftware-Lösungen werden von den jeweiligen Anbietern mehr oder weniger konsequent in die Cloud transferiert. Und die mobilen Apps gewinnen mit einem wachsenden Angebot an für das Tagesgeschäft relevanten Funktionen zusehends an Bedeutung.

Leider sind diese oft nicht mit den im Unternehmen vorhandenen Systemen verknüpfbar und so entstehen unerwünschte Dateninseln. Ein Paradoxon in digitalen Zeiten. Die Unternehmer sollten daher darauf achten, ihre Vernetzung via Internet und Cloud Services möglichst rasch voranzubringen.

Dabei sollten die Entscheider im Handwerk mit den Anbietern darüber sprechen, dass die gebuchten Funktionen und die entstehenden Daten Standards entsprechen müssen, die im Unternehmen übersichtliche „digitale Landschaften” aus Geschäftsfunktionen entstehen lassen.

Welche Vorteile erwachsen den Unternehmen im Handwerk aus dieser Entwicklung?

Da sie auf Dienste (= Geschäftsfunktionen) aus der Cloud immer und mit jedem Endgerät zugreifen können, ist die gleichzeitige Bearbeitung von Dokumenten durch mehrere Kollegen an verschiedenen Standorten problemlos möglich. Auch die Zeit zwischen Auswärtsterminen wird so für die Erledigung von Aufgaben nutzbar.

Niemand muss mehr nach Rückkehr ins Büro Belege oder sonstige Unterlagen sortieren – oder gar suchen! Ein digital organisiertes Tagesgeschäft vermittelt das Gefühl, einen produktiven Arbeitstag hinter sich zu haben. So schafft die Digitalisierung auch Freiräume für alle Beteiligten.

Der wichtigste Effekt wird aber die wachsende Unabhängigkeit der Handwerksunternehmen von einzelnen IT-Anbietern sein.

Herr Schuster, noch eine Frage zum Abschluss: Was ist aus Ihrer Sicht „The Next Big Thing“ hinsichtlich der Digitalisierung im Handwerk?

Die Entwicklung geht rasant voran. Die Technologien werden laufend verfeinert. Neue Einsatzzwecke und Lösungen entstehen nahezu täglich.

Eines aber wird im Handwerk entscheidend für einen erfolgreichen „Gesamtprozess Digitalisierung“ sein: die Möglichkeit der freien und flexiblen Auswahl miteinander kompatibler und über ein „Cockpit” steuerbarer digitaler Geschäftsfunktionen. Und zwar von Anbietern der eigenen Wahl.

Dann – und das ist enorm wichtig – wird die Zusammenführung der digitalen Funktionen in einem individuellen Cloud-System, das genau den Anforderungen jedes einzelnen Unternehmens entspricht, realisierbar. Wenn wir das erreicht haben, wird Digitalisierung im Handwerk auf einem neuen Level angekommen sein!

Herr Schuster, wir bedanken und für diesen interessanten Exkurs!

Foto: Alexander Limbach / stock.adobe.com

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