Der Gewinner und die Finalisten des vierten digital award handwerk 2019
Fortschrittliche Handwerksbetriebe haben Diskussionen um das Für und Wider der Digitalisierung weit hinter sich gelassen. Diese Vorzeigeunternehmen profitieren seit Jahren in ihrem Tagesgeschäft ganz konkret von neuen Arbeitsprozessen, Technologien und Strategien. Und: Statt sich auf ihren Erfolgen auszuruhen, setzen sie alles daran, ihre Weiterentwicklung kontinuierlich voranzutreiben. Mit diesem vorweggenommenen Resümee des vierten digital award handwerk lässt sich die überwältigende Resonanz und die beeindruckende Qualität der eingereichten Bewerbungsunterlagen zusammenfassen.
Was gewerkübergreifend in Sachen Digitalisierung im Handwerk in der Praxis geht, vermittelt seit 2016 die Wissensplattform forum handwerk digital (fhd). Ebenfalls vom SHK-Fachgroßhändler Richter + Frenzel initiiert, ist seither die jährliche Ausschreibung des digital award handwerk.
Nachdem in den vergangenen Jahren bereits die beste App, die beste Cloud-Lösung und die beste Online-Plattform ausgezeichnet wurden, konnten dieses Mal Handwerksunternehmen ihren Digitalisierungsansatz vorstellen und sich um den Preis als digitaler Vorreiter der Branche bewerben. Simone Emmerling, Leiterin des forum handwerk digital, begründet die hohe Relevanz des diesjährigen Themenschwerpunkts damit, dass bei den Veranstaltungen, Workshops und auch bei den Blogbeiträgen des forum handwerk digital die Aufmerksamkeit meist dann am größten sei, wenn Firmeninhaber selbst aus erster Hand aus ihrem Digitalisierungsalltag berichten.
Die besten Handwerksunternehmen
haben ihre Digitalisierung im Griff
Angesichts der Quantität und der Qualität der eingegangenen Unterlagen zeigte sich die Fachjury um Wilhelm Schuster, den Vorsitzenden der Geschäftsführung der Richter+Frenzel GmbH + Co. KG, durchweg positiv überrascht. „Ich war wirklich beeindruckt wie digital und innovativ sich Handwerksunternehmen heutzutage aufstellen. Ich selbst komme aus dem Bereich IT und Online und muss sagen, dass das Handwerk teilweise bei der Digitalisierung ein besseres Bild abgab als unsere Branche. Hut ab – und weiter so.“, erklärte Ferdinand Seulen, ebenfalls Jurymitglied und Vorstandsvorsitzender der Portal United AG, die unter anderem die Auftragsvermittlung blauarbeit.de betreibt, bei der Preisverleihung.
10 von 37 Bewerbern haben es ins Finale geschafft
Im Vorfeld hatte die fhd-Redaktion die Unterlagen der 37 Bewerber gesichtet und via Punkteschlüssel nach Relevanz, messbarem unternehmerischem Nutzwert, Nachahmungsfaktor, „State of the Art“- und Innovationskriterien bewertet. Aus den zehn im Folgenden näher vorgestellten Finalisten wählte die Jury dann den Sieger. Die Preisverleihung fand im Rahmen der vom Gentner Verlag ausgerichteten Informations-/Workshop-Veranstaltung forum handwerk digital 2019 am 07.11. in Kernen bei Stuttgart statt.
Gewinner des digital award handwerk 2019:
Energietechnik Benedikt Kratzer GmbH & Co. KG
Best of Best Practice: Unter dem Applaus der auf der Veranstaltung forum handwerk digital 2019 zahlreich anwesenden, ebenfalls digitalisierungsaffinen Handwerksunternehmern konnte Benedikt Kratzer die Gewinnerurkunde entgegennehmen. Mit der Auszeichnung verbunden ist ein Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro, das an weitere Investitionen in Technologie gebunden ist. Dieses Preisgeld wird von der Wissens- und Serviceplatform www.digitalisierung-praktisch-gestalten.de zur Verfügung gestellt.
In seinem Statement betonte er stolz, dass das nicht sein Preis, sondern die Auszeichnung für das gesamte Team seiner Firma sei. Und rückblickend: „Wir beschäftigen uns seit drei Jahren intensiv mit dem Thema. Alles hat mit der Teilnahme am Praxisworkshop des forum handwerk digital angefangen. Da habe ich verstanden, was Digitalisierung wirklich bedeutet. Danach habe ich begonnen, die Digitalisierung in unserem Betrieb praktisch umzusetzen.“ Allen, die seinem Unternehmen nacheifern möchte, gab er folgenden Tipp: „Wenn man die Digitalisierung angeht, dann muss man Schritt für Schritt vorgehen. Erst wenn ein Schritt fertig ist, dann sollte man den nächsten machen. Viele fangen verschiedene Dinge an, bringen aber zu wenig richtig zu Ende.“
Derzeit beschäftigt sich der digitale Vorreiter mit der Einführung der digitalen Bauakte für seine Monteure. Da steht sein Betrieb vor der Herausforderung, den Anbieter zu finden, der genau zu seinem Prozess passt. „Wir möchten uns nicht nach der Software richten, sondern suchen eine Lösung, mit der wir unsere Anforderungen eins-zu-eins umsetzen können“, so der Gewinner des digital award handwerk 2019.
Vorstellung der Finalisten des digital award handwerk 2019
Andreas R. Fischer, Geschäftsführer der G+F Verlags- und Beratungs- GmbH, fhd-Partner und Jurymitglied, zeigte sich in seiner Vorstellung der Finalisten von dem thematisch breit gefächerten Spektrum der bereits realisierten Digitalisierungsvorhaben begeistert. Er lobte den gemeinsamen „digitalen Spirit“ der beteiligten Handwerksunternehmen: „Die Bewerber eint, dass sie schon immer Leuchtturm und Vorreiter ihrer Branche sein wollten.“
Brack Wintergarten GmbH & Co. KG, 87452 Altusried
Internet: www.brack-wintergarten.de
Dieser Fachbetrieb entwirft, plant, fertigt und montiert hochwertige Wohnräume aus Glas. Zu dem Geschäftsfeld zählt auch das Thema „Outdoor Living“. Vom papierarmen Büro, der 3-D-Planung der Wintergärten und Glashäuser, der App-basierten Baustellendokumentation bis hin zum Einsatz von Virtual-Reality-(VR)-Technologie reicht hier das Digitalisierungsspektrum. Vor allem die Visualisierung der geplanten Objekte mit VR-Brillen erleichtert den Kunden die Entscheidungsfindung, wenn es darum geht, die für ihr Haus passende Lösung zu finden.
Einschätzung der Redaktion:
„Es ist eine Freude, allein schon durch die Bewerbungsunterlagen, den digitalen Spirit dieses Unternehmens zu spüren. Alle bereits durchgeführten Maßnahmen setzen sich wie Puzzleteile zusammen. Der Eindruck täuscht nicht, dass dieses Puzzle kurz vor Fertigstellung steht.“
Erich Müller GmbH, 72250 Freudenstadt
Internet: www.heizung-mueller.de
Tradition trifft hier auf die digitale Moderne: Dieser SHK-Fachbetrieb kann auf eine 100-jährige Firmengeschichte zurückblicken, ist aber auch der Überzeugung: Wer nicht auf den Zug der Digitalisierung aufspringt, hat in fünf Jahren verloren. Die 100-prozentige Digitalisierung des Kundendienstes wurde unter Einbeziehung der Mitarbeiter schrittweise eingeführt. Durch die kürzeren Wege und Zeiteinsparungen sind neue Freiräume für wesentliche Aufgaben entstanden.
Einschätzung der Redaktion:
„Extrem schlüssiger und durchdachter Ansatz. Dieser Betrieb hat dort begonnen, wo die Probleme am Größten waren. Dass der Digitalisierungsprozess dieses Bewerbers einem Konzept folgt, ist klar zu erkennen.“
Gerüstbau Meisterbetrieb Spanier & Wiedemann KG, 54340 Longuich
Internet: www.spanier-wiedemann.de
Dieses Unternehmen hat mit seinem Engagement und seiner Innovationskraft – wie der Gebäudevermessung mit Drohnen oder einer eigenen Branchen-App – den Gerüstbau bereits sicherer und besser gemacht. Das spricht sich herum: Aus den Bewerbungsunterlagen geht hervor, dass der Meisterbetrieb im Zuge seiner Digitalisierung neue Arbeitsplätze geschaffen und bei jungen Nachwuchskräften an Attraktivität gewonnen hat.
Einschätzung der Redaktion:
„Geschäftsmodellinnovation par excellence in einem Gewerk, von dem der Außenstehende das nicht erwartet. Der Gerüstbau wird hier digital. Der Bewerber zeigt auf, wie man mit viel Eigenengagement ein Gewerk verändern kann. Und das nicht nur zum Eigennutzen. Großartig.“
Engelbrecht Haustechnik, 95460 Bad Berneck
Internet: www.engelbrecht-haustechnik.de
„Digitalisierung ist keine Idee, sondern eine Selbstverständlichkeit.“ Der Inhaber versteht sich in allen Bereichen als Ideengeber und Initiator der Digitalisierung seines SHK-Betriebs. Gleichzeitig zeichnet sich dieses kleine Familienunternehmen dadurch aus, dass die Mitarbeiter in ihren Arbeitsbereichen von der Entscheidungsphase bis zur praktischen Umsetzung aktiv eingebunden sind.
Einschätzung der Redaktion:
„Ein Bewerber, der den ganzheitlichen Ansatz der Digitalisierung nicht nur verstanden hat, sondern diesen auch lebt. Umso bemerkenswerter ist, dass es sich hier um einen Betrieb mit neun Mitarbeitern handelt.“
BUCK Parkett- und Fußbodentechnik, 70806 Kornwestheim
Internet: www.buckparkett.de
Hier ist (Digital-)Marketing Chefsache. Der Experte fürs Parkett setzt nicht nur auf eine konsequente SEO-Optimierung seiner Website. Er bespielt auch wichtige Online-Kanäle wie YouTube, Facebook, Instagram und Pinterest und nutzt Google Ads sowie ein Google MyBusiness-Konto. Damit ist es gelungen, den Bekanntheits- und Aufmerksamkeitsgrad ohne Erhöhung des Werbebudgets zu steigern.
Einschätzung der Redaktion:
„Durch die Innovations-Brille betrachtet, ist das Thema Online-Marketing nichts Neues. In diesem Fall zeigt der Bewerber eine Umsetzungstiefe, die in dieser Form außergewöhnlich ist. Die erzielten Ergebnisse zahlen definitiv auf den Geschäftserfolg ein und sind deshalb mehr als überzeugend.“
Koch Wärmetechnik GmbH, 61184 Karben
Internet: www.koch-heizung-baeder.de
Der Spezialist für die Modernisierung von Bädern und Heizungsanlagen hat beispielsweise digitale Arbeitsaufträge eingeführt, so dass unleserliche handschriftliche Dokumente ein für alle Mal zu den Akten gelegt werden konnten. Die Kunden nehmen den im Betrieb gelebten digitalen Wandel mit positivem Erstaunen zur Kenntnis.
Einschätzung der Redaktion:
„Ein Bewerber, der sehr tief in der „Digitalmaterie steckt“ und ständig an den Stellschrauben dreht, um den Betrieb noch effizienter und „schneller“ zu machen. Dabei sind die Mitarbeiter wichtige Akteure des digitalen Veränderungsprozesses. Das spürt man hier.“
Stuck-Belz, Inhaber Michael Christmann, 53111 Bonn
Internet: www.belz.de
Dieser Betrieb beschäftigt sich überwiegend mit der Sanierung historischer Gebäude und deckt dabei die Gewerke Stuck, Putz, Trockenbau und Maler ab. Das Innovationsverständnis: Dinge, die im Betrieb verbesserungswürdig sind, werden mit Plan und System angegangen. So wird die Digitalisierung dort mit hoher Priorität vorangetrieben, wo es am sinnvollsten ist.
Einschätzung der Redaktion:
„Der Bewerber weiß, worüber er spricht. Herzblut ist erkennbar. In seinem Bereich kann man ihn sicher auch als Primus bezeichnen. Dieser Vorbildcharakter – auch für andere Branchen – macht deutlich, wie weit dieser Betrieb bei der Digitalisierung ist.“
Josef Küpper Söhne GmbH, 53175 Bonn
Internet: www.kuepper-bonn.de
100 Jahre Küpper – wärmstens zu empfehlen. Der Slogan des mittelständischen Spezialisten für SHK und Solartechnik lässt sich ohne weiteres auch auf dessen Digitalisierungsstrategie übertragen. Vordringlich geht es dabei darum, Routineaufgaben durch intelligente Technologie zu ersetzen. Das hat mit kleineren Verbesserungen wie der Fotodokumentation begonnen und wurde mit größeren Projekten wie dem „Digitalen Monteur“ erfolgreich fortgeführt.
Einschätzung der Redaktion:
„Bei diesem Bewerber spielt der Kundennutzen im Rahmen der Digitalisierungsstrategie eine maßgebliche Rolle. Da das Unternehmen 90 Mitarbeiter hat, galt es hier nicht nur auf die richtige Technologie zu setzen, sondern auch ein „Händchen“ für die Einbeziehung der Mitarbeiter zu entwickeln. Das ist hier gelungen.“
Stilprojekt GmbH, 38855 Wernigerode
Internet: www.stilprojekt-buero.com
Auf Erfolg programmiert: Nach der Übernahme des elterlichen Malerbetriebs hat der heutige Inhaber nicht nur seine Geschäftsfelder um die Bereiche Objekt- und Büroeinrichtung und einen Online-Shop für Kindertapeten erweitert. Bei allen Veränderungen, Neuerungen und Weiterentwicklungen spielen unterschiedliche Facetten der Digitalisierung eine Rolle. Erklärtes Ziel: Ein modernes Arbeitsumfeld schaffen.
Einschätzung der Redaktion:
„Dieser Bewerber hat die Digitalisierung am „Schopf“ gepackt und im Rahmen des Generationswechsels den elterlichen Betrieb von Grund auf neu aufgestellt. Dabei wurden verschiedene Anwendungen intelligent miteinander kombiniert. Aufgrund großer digitaler Affinität wurde zusätzlich eine eigene Anwendung entwickelt. Derzeit entsteht hierfür ein neuer Vermarktungsansatz.“
Energietechnik Benedikt Kratzer GmbH & Co. KG, 86456 Gablingen
Internet: www.kratzer-energie.de
1998 gegründet darf sich dieser Fachbetrieb in den Bereichen SHK und regenerative Energien zu den jungen Handwerksunternehmen zählen. Insofern überrascht nicht, dass das Team um den Inhaber und Vordenker Benedikt Kratzer auch in der Digitalisierung stets auf der Höhe der Zeit ist. Dessen Zwischenfazit: „Wir haben es geschafft, fast alle Daten und Prozesse effizient zu gestalten.“ Klar ist ihm aber auch: Die digitale Reise geht immer weiter.
Einschätzung der Redaktion:
„Bei diesem Bewerber läuft man Gefahr, euphorisch zu werden. Der Ansatz, die Herangehensweise und vor allem die Umsetzung haben Bilderbuchcharakter. Die Offenheit und der tiefe Einblick in einen ganzheitlichen Digitalisierungsprozess sprechen für den Kopf hinter dem Ganzen und sind schlussendlich die Grundlage für den in diesem Unternehmen gelebten Erfolg.“
Das forum handwerk digital gratuliert dem Gewinner und allen Finalisten und bedankt sich ausdrücklich auch bei ALLEN Handwerksunternehmen, die an dem Ausschreibungsverfahren teilgenommen und ihre Bewerbungsunterlagen eingereicht haben. Auch sie haben mit ihrer Initiative gezeigt, dass die Digitalisierung im Handwerk richtig Fahrt aufgenommen hat.