Aus der Praxis: Eine mobile Kfz-Lagerverwaltung spart Zeit, Geld und Nerven
Die Dietenmeier-Harsch Haustechnik GmbH ist ein moderner SHK-Betrieb mit der Erweiterung Elektro mit Sitz in Konstanz am Bodensee und besteht seit über 70 Jahren. Die 45 Mitarbeiter sind im Privatkundengeschäft für Sanierung, Wartung und Notdienst unterwegs.
Dietenmeier-Harsch setzt auf die mobile Kfz-Lagerverwaltung. Alle Kfz werden mobil bewirtschaftet, jedes verbrauchte Material wird automatisiert nachbewirtschaftet. In diesem digitalen Materialfluss wird von der Aufnahme bis zur Kundenrechnung jeder Artikel nur einmal erfasst.
Geschäftsführer Thomas Dietenmeier sagte im Rahmen seiner Bewerbung um den digital award handwerk 2020 zu diesem Projekt: „Wir sind auf einem sehr guten Weg. Das nächste digitale Projekt steht bereits für 2021/22 auf dem Plan: Der Monteur zum Unternehmer im Unternehmen.“ Auch hier wird offensichtlich nach der Devise gehandelt: Die Digitalisierung ist ein fortlaufender Prozess.
Wir haben mit Thomas Dietenmeier über die mobile Kfz-Lagerverwaltung und die daraus resultierenden Benefits für sein Unternehmen gesprochen.
Herr Dietenmeier, wie entstand die Idee zur mobilen Kfz-Lagerverwaltung und was können Sie unseren Lesern über Vorbereitung und Umsetzung des Projektes bzw. mögliche damit in Verbindung stehender Teil- bzw. Folgeprojekte erzählen?
Die Abrechnung und die Interpretation von Artikelbeschreibungen und das mehrfache Schreiben der Artikel kosten Zeit und Geld. Das ist für alle Beteiligten nervig. Wir müssen/wollen eine neue ERP einführen. Hier sind wir von der Seite „Wunschliste“ herangegangen. Und dabei haben wir gemerkt, dass der Punkt Material und die Arbeitszeiterfassung für die Lohnabrechnung und Fakturierung die gewichtigsten Potenziale für uns beinhalten.
Um das Potenzial auszuschöpfen, muss die neue ERP eine mobile „Amazon“-Anbindung haben, in der unser Monteur der „Amazon-Kunde“ ist. Die Handhabung sollte supereinfach sein. Der zweite Punkt: Die Datenbank sollte les- und beschreibbar sein sowie flexibel in der Konfiguration ähnlich „SAP“. Das sind Anforderungen, die viele SHK-Branchensoftwareprogramme nicht kennen.
Haben Sie für dieses oder andere Digitalisierungsprojekt externe Impulse, z. B. über Berater, Digitalisierungs-Workshops, Praxisbeispiele aus Kollegenunternehmen Ihrer Branche / Ihres Gewerks oder selbst recherchierte Erfolgsbeispiele aus anderen Unternehmen aufgenommen?
Externe Impulse sind die Industrie, Amazon sowie die Erfahrung und der Austausch mit Kollegen über Prozesse gewesen. Ebenso wichtig war einer unserer Mitarbeiter, der ein DHBW-Studium bei uns in dieser Phase durchlaufen hat.
Bitte erläutern Sie die Motivation hinter Ihrer Entscheidung, die mobile Kfz-Lagerverwaltung in Ihrem Unternehmen anzustoßen und umzusetzen.
Wir steuern im Unternehmen auf die 4. Generation zu. Die Aufgaben eines Handwerksunternehmens werden immer komplexer. Hier ist ein Instrument, das Hauptkostenträger entschlackt und systematisiert. Das bietet eine gute Basis für die 4. Generation, sich auf die Kernkompetenzen „handwerkliche Qualität und Mitarbeiter“ zu fokussieren. Und sicher ist auch meine Bequemlichkeit ein Treiber.
Welche konkreten wirtschaftlichen und praktischen Vorteile konnten bzw. können Sie für Ihr Unternehmen durch die Umsetzung der mobilen KFZ-Lagerverwaltung erreichen?
Der konkrete Vorteil ist, dass alle üblichen Prozesse von der Anfrage bis zur Abrechnung standardisiert werden. Dadurch werden Doppel- bzw. Mehrfacherfassungen reduziert und Ressourcen für Kunden- und Mitarbeiteraufgaben frei.
Haben Sie im Rahmen der Umsetzung Risiken in Kauf genommen, um Ihre Ziele zu erreichen?
Wir verändern hier den Ablauf komplett. Der Monteur „schreibt“ die Rechnung. Wir müssen das Kfz standardisieren, das Heiligtum eines jeden Monteurs. Und wir müssen Material just in time bereitstellen. Und die Umstellungsphase funktioniert nur in einem Mal, gesamtheitlich und alles muss in einem kurzen Zeitraum geschafft werden. Das braucht Monteure, die bewusst Monteure geblieben und nicht zu Büroangestellten geworden sind. Die richtige Mitnahme der Menschen in diesem Prozess ist die vermutlich risikoreichste Aufgabe an diesem Unterfangen.
Bitte erläutern Sie abschließend kurz, unter welchen Aspekten Sie die benötigten Technologien, Produkte oder Services ausgewählt haben.
Da gibt es klare Prioritäten:
- leicht bedienbar für den Monteur
- flexibel konjugierbar
- offene Datenbank, um weitere noch nicht bekannte Optionen zukünftig integrieren zu können
Herr Dietenmeier, herzlichen Dank für diese spannenden Einblicke in die Digitalisierung Ihres Unternehmens und weiterhin viel Erfolg!
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