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Ohne Messen montieren: ehm GmbH realisiert Echtzeit-Projekt-Controlling und -Management!

Die ehm GmbH mit Sitz in Witten ist ein Komplettdienstleiter im Bereich der Elektrogroßinstallationen in Gewerbe- und Industriebetrieben sowie in Krankenhäusern. Die Kernkompetenz des Unternehmens liegt in der Planung, Ausführung und Wartung von hochkomplexen elektrotechnischen Anlagen. 

„Effiziente Projektarbeit in allen Phasen der Baustellenabwicklung“ lautet die realisierte Vision, die hinter dem von der ehm GmbH selbst in ihrer Bewerbung um den digital award handwerk 2020 entwickelten Digitalisierungsprojekt „Cendas“ steht. Hintergründe für das Engagement sind die wachsende Komplexität der Projekte und die Anforderung an Handwerksunternehmen, sich rechtzeitig digital aufzustellen, um zukunftsfest zu sein.

Mit seiner Eigenentwicklung stemmt dieses Unternehmen zahlreiche Herausforderungen von der Planung über die absolute Transparenz während der Ausführung und baustellenbegleitende Revision bis hin zu Kosteneffizienz und Qualitätssicherung.

Aus Sicht der award-Jury ein mächtiger und mutiger Schritt, bei dem auch die Mitarbeiter erfolgreich mitgenommen wurden. Wenn die nächsten Schritte ebenso professionell und konsequent gegangen werden, muss man sich um dieses Unternehmen wohl keine Sorgen machen.

Die Redaktion befragte Angela Savarese, Assistentin der Geschäftsführung bei ehm, zu den Hintergründen und der Motivation, so intensiv in die Digitalisierung der Geschäftsprozesse einzusteigen.

Frau Savarese, bitte beschreiben Sie unseren Lesern, wie und in welchem Bereich in Ihrem Unternehmen Sie digital arbeiten.

Angela Savarese: Neben dem gesamten Verwaltungsbereich, in dem wir klar definierte Workflows haben, wurden unsere Baustellen voll digitalisiert. Das heißt, vor Ort auf der Baustelle existieren keine analogen Pläne mehr (lediglich noch zur Redundanz im Baucontainer). Alle ehm-Bauleiter und -Monteure sind mit Tablets und/oder Smartphones ausgestattet, über die sie mittels des von uns entwickelten Systems „Cendas easy projects“ eine Echtzeit-Leistungs- und Änderungsdokumentation ihrer Tätigkeit vornehmen. Damit ist eine kontinuierliche baubegleitende Revision sichergestellt.

Jeder am Projekt Beteiligte hat zur gleichen Zeit immer dieselben Informationen.  In einem wöchentlich durchgeführten Jour-fixe-Termin, dem sogenannten „weekly“, wird das System kontinuierlich verbessert. Damit ist die Phase 1 unseres Digitalisierungsprojekts abgeschlossen und im Unternehmen eingeführt.

Jeder am Projekt Beteiligte hat zur gleichen Zeit immer dieselben Informationen.

In welchem Zeitraum wurde Ihr „Digitalisierungsprojekt“ umgesetzt?

Angela Savarese: Wir befinden uns auf einem guten Weg. Zum Ende dieses Jahres 2020 werden wir einen täglichen SOLL-IST-Abgleich der Arbeitszeiten je Mitarbeiterteam durchführen können, somit unsere Baustellen in Echtzeit führen, managen und controllen.

Wie entstand die Idee zu dem in Ihrem Unternehmen entwickelten System?

Angela Savarese: Die Produktivität in der Baubranche – speziell auch im Gewerk Elektro – ist in den letzten Jahrzehnten kaum gestiegen. Hinzu kommt, dass die Baubranche boomt, gleichzeitig aber ein exorbitanter Fachkräftemangel herrscht. Monteure, Bau- und Projektleiter sowie Planer zu akquirieren und zu aktivieren ist deutlich schwieriger geworden. Verschärfend kommt hinzu, dass vermehrt ältere, mit großem Fachwissen ausgestattete Beschäftigte in den Ruhestand ausscheiden.

Um diesen Anforderungen zu begegnen, war es naheliegend, sämtliche unternehmerischen Prozesse, insbesondere die Abläufe auf den Baustellen, zu digitalisieren; gleichzeitig Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und die Attraktivität unserer Firma – insbesondere auch für neue Mitarbeiter – zu erhöhen.

Diese Idee stammt tatsächlich aus dem Kinofilm „Mission Impossible“, in dem der Schauspieler Tom Cruise über AR (Augmented Reality) sämtliche Informationen nebst exakter Vermessung in seine Brille projiziert bekommt. Daraus resultierte im Jahr 2017 das Projekt „OHNE MESSEN MONTIEREN“. Ohne einen klaren Projektplan und externe Berater waren die Anfangserfolge allerdings minimal.

Im Jahr 2018 lernte der ehm-Geschäftsführer Jochen Schneider Wolf-Christian Strotmann, Inhaber des Bochumer Unternehmens „Wolf Strotmann Innovation“, kennen, der dann zusammen mit Andreas Rittel, Geschäftsführer der Essener Firma „OFIGO GmbH & Co. KG“, unser Digitalisierungsprojekt anders „aufgegleist“ hat.

Ab Anfang 2019 wurden mit der gesamten ehm-Belegschaft viele Workshops durchgeführt und so das komplette Team vom Auszubildenden bis zum Geschäftsführer in die Entwicklung miteinbezogen.

Ohne einen klaren Projektplan und externe Berater waren die Anfangserfolge allerdings minimal.

Welche konkreten Vorteile konnten Sie für Ihr Unternehmen durch die Umsetzung des hier beschriebenen Digitalisierungsprojekts erreichen?

Angela Savarese: Wir haben heute eine baubegleitende Revision. Der komfortable Zugriff aller Beteiligten eines Bauvorhabens auf alle aktuellen Pläne ermöglicht die vollständige Transparenz des Baufortschritts. Hinzu kommen enorme Einsparungen von Druck- und Papierkosten von circa 12.000 Blatt je Baustelle. Nicht zu vergessen die erhebliche Reduzierung von Qualitätsmängeln.

Die sofortige Sichtbarkeit von Bauanforderungen bzw. Baubedingungen erlaubt das Echtzeit-Projekt-Controlling und -Management der Baustellen. Wir haben damit ein Alleinstellungsmerkmal am Markt, das macht die Auftragsgenerierung deutlich einfacher.

Hinzu kommen enorme Einsparungen von Druck- und Papierkosten von circa 12.000 Blatt je Baustelle.

Haben Sie im Rahmen der Umsetzung Risiken in Kauf genommen, um Ihre Ziele zu erreichen? Wenn ja, welche?

Angela Savarese: Selbstverständlich waren und sind für dieses Projekt erhebliche Investitionskosten für Berater, Hard- und Software sowie interne Personalkosten notwendig, ohne von Anfang an zu 100 Prozent sicher sein zu können, ob sich unser anspruchsvolles Digitalisierungsprojekt in der geplanten Form umsetzen lässt.

Frau Savarese, wir bedanken uns für das interessante Gespräch!

Video-Tipps

Wie die ehm GmbH mit der Eigenentwicklung Cendas ihre Baustellenabwicklung um bis zu 20 Prozent im Vergleich zum herkömmlichen Weg beschleunigt, können Sie sich in einem spannenden Video auf der Website des Unternehmens anschauen.

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Was machen digitale Vorreiter wie die ehm GmbH anders? Und wie machen sie es? Im Rahmen des fhd-Online-Kongresses 2020 haben in Sachen Digitalisierung erfahrene Handwerksunternehmer und Digitalisierungsexperten wertvolle Einblicke in Strategien gegeben, über konkrete Motive berichtet, von Hürden, Risiken und Erfolgen erzählt und praxiserprobte, am Markt verfügbare Digitalisierungslösungen vorgestellt.

 

Foto: © Chlorophylle / stock.adobe.com

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