Zum Inhalt springen

Welche Rolle spielt die Digitalisierung für den Generationenwechsel und die Betriebsübergabe?

Das Konstanzer Online-Start-up wirsindhandwerk GmbH und sein Forschungspartner Institut Lab4Innovations GmbH & Co. KG haben in der Studie des Digitalisierungsbarometers für Gewerke des Baus und Ausbaus in Baden-Württemberg Folgendes herausgefunden: Der Digitalisierungsgrad in Handwerksbetrieben fällt umso höher aus, je jünger der Betriebsinhaber, je höher das Bildungsniveau und je größer der Betrieb ist. An der Studie haben insgesamt rund 1.800 Handwerksbetriebe teilgenommen, davon knapp 760 aus Baden-Württemberg. Ebenfalls befragt wurden Endkunden und Jugendliche im Alter von 14 bis 19 Jahren. 

Auffällig war laut Studie ein „dramatischer Abfall des Digitalisierungsgrads der kleineren Handwerksbetriebe gegenüber größeren“. Die Autoren ziehen den Schluss, diese seien „besonders gefährdet, dass ihre über Generationen aufgebaute handwerkliche Fähigkeiten verloren gehen“.

Es besteht also Handlungsbedarf. Schließlich geht es um die Attraktivität und Zukunftsfähigkeit, die jeder Betrieb braucht, um Nachwuchs auszubilden, Fachkräfte zu finden und der nächsten (Unternehmer-)Generation durch die erfolgreiche Übergabe eine Perspektive zu bieten.

Positive Einstellung zur Digitalisierung, aber …

Zunächst die gute Nachricht: Die Studienergebnisse zeigen, dass die durch Digitalisierung angestoßenen betrieblichen Veränderungen überwiegend begrüßt und die damit verbundenen Geschäftschancen erkannt werden. In der Regel wird der Fakt akzeptiert, dass Digitalisierung Betriebs- und Arbeitsabläufe effizienter macht.

Andererseits seien aber auch „klare Einstellungsunterschiede zwischen den Betriebsinhabern in Abhängigkeit von Alter, Bildungsniveau sowie Betriebsgröße“ zu erkennen: Vor allem Betriebsinhaber unter 50 Jahren, mit Abitur oder Studium und Inhaber größerer Betriebe seien der Digitalisierung ihres Geschäfts gegenüber aufgeschlossen(er).

Sie sehen Digitalisierung als Chance für wirtschaftlich erfolgreicheres Handeln und eine Reaktion auf die sich ändernden Ansprüche der Kunden aus Privatmarkt, Wirtschaft und öffentlicher Hand, die immer umfassender digitale Services und Abläufe verlangen. Bei der aktuell (immer noch) guten Wirtschafts- und Auftragslage sei die Notwendigkeit für Veränderungen aber nicht für alle oberste Priorität.

Kunden erwarten digitalisiertes Handwerk

Es fängt schon bei der Handwerkerrecherche an: Bei der Suche nach einem Handwerksbetrieb spielt für Kunden und Interessenten das Internet die zentrale Rolle. Laut Studie beginnen 57 Prozent der Privatkunden ihre Suche dort. Je jünger die Endkunden, desto häufiger ist das Internet der Startpunkt. Dieses Verhalten wird sich natürlich mit der Zeit weiter verstärken, da neue Kundschaft aus neuen Generationen nachwächst!

Schon hier liegt also ein Handlungsschwerpunkt für Sie als Unternehmer, wenn Sie eine Betriebsübergabe planen und Ihrem Nachfolger eine gesunde Geschäftsbasis in einem modern aufgestellten Unternehmen hinterlassen wollen.

Zum Beispiel lassen sich dann durch den Jungunternehmer weitere Innovationen auf bewährtem Handwerk in Kombination mit einer etablierten digitalen Arbeitskultur in Führung und Tagesgeschäft ausbauen und weiterentwickeln.

Digitalisierung braucht Wissen

Die eingangs beschriebene Erkenntnis der Studie, wonach die Digitalisierung vor allem in den Betrieben einen wesentlichen Stellenwert für die Strategie und Zukunftsplanung besitzt, deren Inhaber unter 50 Jahre alt und/oder umfassend ausgebildet sind bzw. deren Größe die Grenze von vier Mitarbeitern übersteigt, sollte sowohl in den Unternehmen als auch in der Handwerksorganisation und Politik konkretes „Tun“ auslösen.

Digitalisierung ist ein wissengetriebenes Thema. Das bedeutet nicht, dass Sie und Ihre Mitarbeiter alle technischen Details einer digitalen Lösung kennen und verstehen müssen. Aber es besagt, dass Sie deren Nutzen hinsichtlich Effizienzsteigerung im Tagesgeschäft und deren Konsequenz für die Rentabilität erkennen und sinnvoll in Ihre Abläufe einbinden sollten.

Achten Sie deshalb darauf, dass Sie und Ihre Mitarbeiter laufend Ihre Kompetenzen hinsichtlich der Digitalisierung – auch zu Themen über das operative Tagesgeschäft hinaus – aktuell halten und nötigenfalls gezielt erweitern. Stellen sie das Thema Ausbildung von Nachwuchskräften in den Vordergrund und verknüpfen Sie es konsequent mit dem Thema Digitalisierung.

Die erforderlichen Kompetenzen können Sie mithilfe entsprechender Wissensangebote im Betrieb aufbauen. Auch die Studie zeigt, wie wichtig es ist, das Thema (Weiter-)Bildung im Unternehmen voranzutreiben: Weiterbildungsmaßnahmen zum Umgang mit digitalen Technologien werden lediglich in 37 Prozent der befragten Betriebe wahrgenommen, während digitale Formate in nur 22 Prozent genutzt werden. In Anbetracht der heute verfügbaren Bandbreiten und qualitativ hochwertigen Endgeräte sollte dieser Anteil unbedingt gesteigert werden, um Zeit und Kosten für die Weiterbildung zu senken.

Auch wenn die Nachfolge in der Unternehmensführung bei Ihnen (noch) nicht ansteht: Das Thema duldet keinen Aufschub, bis „die Jungen“ den Betrieb übernehmen wollen oder müssen. Denn diejenigen stünden dann vor einer (möglicherweise) nicht mehr zu bewältigenden Herkulesaufgabe.

Fazit

Digital gut aufgestellte Betriebe sind nachweislich besser in der Lage, sich schnell auf sich ändernde Rahmenbedingungen einzustellen. Die Corona-Pandemie ist dafür nur der aktuellste und spürbarste Indikator. Online-Konfiguratoren, 3-D-Modelle für Kundenpräsentationen, Videokonferenzen, umfassende Vernetzung mithilfe einer serviceorientierten Website, die aktive Nutzung handwerksrelevanter Online-Portale sowie der Einsatz moderner Hardware und cloudbasierter Systeme für die standortunabhängige Arbeit aller im Betrieb Beschäftigten zeigen, wie Digitalisierung die Flexibilität des Unternehmens steigert und dabei hilft, seine Zukunftsfähigkeit zu verbessern.

Wer einen Betrieb übernimmt, der wenigstens die ersten Schritte in diese Richtung bereits planvoll und strukturiert vollzogen hat, kann auf diesem Fundament aufbauen, Innovation weitertreiben und muss nicht bei „null“ anfangen. Aber auch der übergabewillige Unternehmer profitiert von einer rechtzeitigen, planvollen und zielgerichteten Digitalisierung: Er kann zum gewünschten Zeitpunkt einfacher einen Nachfolger finden und seinen Betrieb ggf. zu einem besseren Preis verkaufen!

Unser Tipp

Die planvolle Digitalisierung Ihres Unternehmens setzt eine Reihe von Kompetenzen voraus. Das betrifft Sie als Chef, aber auch Ihre Mitarbeiter im Büro, in der Werkstatt und im Kundendienst. Das nötige Wissen für die Entwicklung und Umsetzung einer zielgerichteten Digitalisierungsstrategie in Ihrem Unternehmen bekommen Sie in den „forum handwerk digital“-Wissensangeboten. Starten Sie mit der Ermittlung Ihres digitalen Reifegrads.

© opolja / stock.adobe.com

Schlagwörter des Beitrags: , ,