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Roboter statt Geselle – ist das die Lösung für den Fachkräftemangel?

Das Kompetenzzentrum Fachkräfte am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) fasst den Fachkräftemangel im deutschen Handwerk in konkrete Zahlen: Laut einer Umfrage fehlen rund 65.000 FachhandwerkerInnen. Besonders betroffen sind unter anderem Bauhandwerke sowie die Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Ein Ende dieser prekären Situation ist in den kommenden Jahren nicht zu erwarten.

Was ist zu tun? Neben Strategien für die direkte Mitarbeitergewinnung lohnen sich für UnternehmerInnen auch Überlegungen, wie die Arbeitsbedingungen im Unternehmen möglichst attraktiv gestaltet werden können, um qualifizierte und motivierte MitarbeiterInnen zu gewinnen bzw. auf Dauer zu binden. Dazu gehören beispielsweise Maßnahmen in den Bereichen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz. Hier kann „Kollege Roboter“ eine wichtige Rolle übernehmen.

Roboter oder GesellInnen?

Eines ist klar: Aktuell wird in den wenigsten Fällen ein Roboter außerhalb industrieller Produktionsbetriebe fachlich versierte und erfahrene HandwerkerInnen wirklich ersetzen können. Zu sehr erfordert qualifizierte Arbeit im Handwerk nicht nur Standardwissen, sondern auch Kreativität, um Lösungen zu finden. Schließlich ist jeder Auftrag anders, unerwartete Situationen verlangen oftmals komplexe Entscheidungen oder lösen Prozesse aus, die kein Roboter beherrscht.

Möglich ist aber die Entlastung von MitarbeiterInnen bei Routineaufgaben, die physische Unterstützung beim Heben und Halten schwerer Lasten oder die Übernahme gefährlicher Tätigkeiten – alles jeweils unter den wachsamen Augen eines versierten Menschen, dessen Effizienz so verbessert, dessen Gesundheit geschützt und dessen Sicherheit gewährleistet wird.

Welche Roboter eignen sich für welche Aufgaben im Handwerk?

Die Handwerkskammer Dresden weiß zu berichten: „Industrieroboter sind nicht immer 1 zu 1 im Handwerk einsetzbar.“ Der Grund liegt zum einen in der enormen Vielfalt und den laufenden Veränderungen bei handwerklicher Arbeit. Sei es die veränderte Form eines Bauteils, eine Arbeitsumgebung, die nicht wie ursprünglich geplant aussieht oder der Aufwand für Schutzmaßnahmen vor sich bewegenden Roboterteilen: Flexible Arbeit, ungeeignete Arbeitsumgebungen und Arbeitsbedingungen erfordern oft Reaktionen, die die stählernen Gesellen aus der Industrie selten leisten können. Schließlich sind sie meist für sehr genau definierte Tätigkeiten in isolierten Räumen entwickelt worden.

Geeigneter sind hier schon kollaborative Roboter, sogenannte Cobots. Sie sind in der Regel kleiner als Industrieroboter, können schneller und flexibel auf unterschiedliche Bedingungen oder unvorhergesehen Ereignisse umgestellt werden bzw. darauf reagieren. Sie sind meist auch deutlich einfacher für neue Aufgaben zu programmieren und speziell für die Zusammenarbeit mit Menschen entwickelt.

Roboter in digitaler Umgebung testen!

Die Handwerkskammer Dresden hat ein Kompetenzzentrum Robotik aufgebaut. Dort können Exoskelette, Schweißroboter und andere mechanische Helfer ausprobiert werden.

Ziel des Projekts: mehr technologisches Wissen in die Betriebe bringen. Das Kompetenzzentrum ist für die HandwerksunternehmerInnen Ansprechpartner für praktische und handwerksgerechte Roboterlösungen.

Im Robotiktestfeld der Handwerkskammer Dresden haben Sie die Möglichkeit, Robotertechnik live zu erleben und auszuprobieren. Mit verschiedenen Modellen sollen Anforderungen des Arbeitsalltages gelöst und die handwerksgerechte Umsetzung ausprobiert werden. Themenschwerpunkte sind: Materialtransport und Handling, automatisierte Be- und Verarbeitung von Werkstücken und Werkstoffen sowie die Arbeitsunterstützung mittels Exoskelett.

Tipp

In fünf Lernvideos der Handwerkskammer Dresden erfahren Sie anschaulich, was es für Roboterarten gibt und wie diese im Handwerk sinnvoll eingesetzt werden können. Außerdem werden bereits umgesetzte Praxisbeispiele aus Handwerksbetrieben gezeigt. Weitere Robotikthemen dieser Robotik-Videoserie sind Sicherheit, Bewegung, Steuerung und Zubehör.

Übrigens: Eine Übersicht über die wichtigsten Cobot-Anbieter gibt es auf der Plattform DIRECT INDUSTRY

Foto: © 3d robot photo created by kjpargeter – www.freepik.com

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