Praxisbeispiel Gebrüder Peters: Gutes (digitales) Handwerk braucht gutes Kopfwerk!

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Mann und Frau mit Tablet

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Das Motto bei Gebrüder Peters in Ingolstadt lautet: „Vom tropfenden Wasserhahn und der herausgefallenen Sicherung bis zum Industrieobjekt machen wir alles – nur keine Serienfertigung.“  Tätigkeitsschwerpunkte bei Gebrüder Peters sind Elektrotechnik, Versorgungstechnik, Gebäudemanagement, Stahlbau, Mess-, Steuerungs- und Regeltechnik inklusive Schaltschrankbau. Bedient werden sowohl Unternehmen als auch Privatkunden.

Matthias Ortner ist Chief Digital Officer (CDO) des Unternehmens. Die Aufgabe des CDO verlangt per Definition planvolles Management der betrieblichen Daten von ihrer Entstehung über die Verwendung bis hin zur digitalen Qualitätssicherung. Er betreut bei Gebrüder Peters die Digitalisierung unter dem Hut des Projekts „Baustelle digital“.

Lesen Sie im Interview, was hinter diesem Projekt steckt und wie es umgesetzt wird.

 

Herr Ortner, welche Ziele verfolgen Sie mit dem Projekt „Baustelle digital“?

Das Projekt umfasst viele Einzelprojekte. Es geht zum Beispiel um einen einheitlichen und gemeinsamen Kommunikationskanal für alle Projektbeteiligten auf der Baustelle und im Büro. Das gilt intern, aber auch für externe Partnern wie Subunternehmer, Planungsbüro, Ansprechpartner beim Kunden etc.

Im Bereich Dokumentation und Daten gehört dazu auch ein gemeinsamer Speicherort für Daten, digitale Bau- bzw. Projektakte, digitale Erfassung von Aufmaß und Baustellendokumentation im Bautagebuch.

Für die Aufgaben gibt es einen gemeinsamen zentralen Ort zur Erfassung und Abarbeitung aller offenen Aufgaben. Im ebenfalls gemeinsamen digitalen Notizbuch liegen alle  Besprechungsprotokolle und Baubesprechungen.

Im Peters Serviceportal haben wir eine zentrale Plattform für das Anstoßen von Serviceprozessen. Dazu gehören z. B. die Beantragung von Wochenendarbeit, Reisekosten und Auslöse, Wegezeitvergütungen, die Änderung persönlicher Daten. Alles mit den entsprechenden Workflows dahinter. Dokumente und Verträge etc. werden bei uns übrigens digital unterschrieben. Unser Intranet ist die zentrale Plattform für die Bereitstellung von allgemeingültigen Dokumenten und Informationen.

Das Ganze erreichen wir unter Einsatz von Microsoft-Teams inkl. Planner, OneNote, PowerAutomate, Lists, SharePoint Online, dem ERP-System von PDS mit den entsprechenden Apps, und dem Jira Service Desk. Dafür haben wir alle Mitarbeiter mit Smartphones und Tablets unter Android oder Windows ausgestattet.

Unsere Anforderungen an die Systeme lauten: einfacher und mobiler Zugriff, Nutzung von Apps, einheitliches, digitales Abarbeiten von Projekten nach Standards sowie einfache Bedienung von Anwendungen und Apps.

 

In welchem Zeitraum haben Sie Ihr Digitalisierungsprojekt umgesetzt und wo stehen Sie derzeit?

Projektstart war Anfang 2019. Wir haben die Marktsituation, die Bedarfe der Mitarbeiter und die Unternehmensstrategie einfließen lassen, um eine „Vision Digitaler Arbeitsplatz“ zu erarbeiten. Hier gibt es auch Bausteine, die wir erst später anpacken werden, weil zuerst die Basis geschaffen werden muss. Aus dieser Vision haben wir dann Bausteine für die einzelnen Teilbereiche entwickelt, wie zum Beispiel Information und Wissen, Prozesse, Mobilität, Zusammenarbeit und Projektmanagement sowie Kommunikation. Wir sind dabei, kontinuierlich Themen umzusetzen.

 

Wie entstand die Idee, so umfangreich zu digitalisieren?

Die Idee ist auf der Baustelle entstanden, weil hier die Mitarbeiter nicht immer auf demselben Informationsstand waren, Daten nicht schnell finden konnten, der Zugriff umständlich oder nicht möglich war oder Pläne in Papierform nicht immer aktuell waren.

Zur Vorbereitung und Umsetzung gingen wir an die Ermittlung aller Herausforderungen auf der Baustelle und im Büro. Es folgten die Erarbeitung und Umsetzung in Pilotprojekten in kleinen Schritten: 1. Problem erkennen, 2. Lösung umsetzen und ausprobieren, 3. weiter optimieren.

 

Haben Sie externe Impulse für Ihr Digitalisierungsprojekt aufgenommen?

Ja, durch kontinuierliche Besuche von Veranstaltungen im Bereich Digitalisierung, zum Beispiel IOM Summit, Web Summit, Digital Workplace-Konferenzen, Microsoft-Veranstaltungen, Atlassian-Veranstaltungen. Dazu kommt das Netzwerken mit anderen Unternehmen aus der Branche.

 

Was war die Motivation hinter Ihrer Entscheidung, das hier beschriebene Digitalisierungsprojekt in Ihrem Unternehmen anzustoßen und umzusetzen?

Wir wollten die Vorteile der Digitalisierung für unsere Mitarbeiter nutzen, denn alle Kollegen sollen auch noch bei hohem Arbeitsaufkommen mit einem Lächeln dabei sein.

 

Welche konkreten wirtschaftlichen und praktischen Vorteile konnten Sie für Ihr Unternehmen durch die Digitalisierung erreichen?

Wir haben die standardisierte Abarbeitung von Baustellenprojekten, den gemeinsamen Zugriff auf die gemeinsamen Daten, einen schnelleren Informationsfluss sowie eine einfache und übergreifende Kommunikation.

In der Summe gibt es weniger „Chaos“ und Abstimmungsaufwand auf der Baustelle. Mit den Schnittstellen im Büro und der Eliminierung nicht wertschöpfender Tätigkeiten auf der Baustelle bleibt mehr Zeit für tatsächliche Baustellenthemen.

 

Haben Sie im Rahmen der Umsetzung Risiken in Kauf genommen, um Ihre Ziele zu erreichen?

Nein.

 

Unter welchen Aspekten haben Sie Technologien, Produkte oder Services ausgewählt?

Da haben wir klare Anforderungen: einfacher Zugriff sowohl am Desktop als auch mobil, die Bereitstellung von Apps, die einfache Bedienung von Anwendungen und Apps, konfigurieren, nicht programmieren. Das Look & Feel soll ansprechend, einfach und aufgeräumt sein.

 

Herr Ortner, herzlichen Dank für diesen Einblick.

 

(Erstveröffentlichung: forum handwerk digital, 01/2023)