Wie nachhaltig kann die Kreislaufwirtschaft im Handwerk gestaltet werden?
Handwerksbetriebe produzieren, reparieren, warten Anlagen und Maschinen. Dabei entstehende Materialreste und Abfälle werden im Idealfall in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt. Das macht aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht Sinn, denn wertvolle Rohstoffe bleiben so im Wirtschaftskreislauf – sei es im Betrieb oder in der Volkswirtschaft.
Strategische Vorteile durch Kreislaufwirtschaft …
Auch Ihre Marketingstrategie kann davon profitieren, wenn Sie aktiv an der Kreislaufwirtschaft teilnehmen: Sie können das Interesse Ihrer Kunden am Thema Nachhaltigkeit dazu nutzen, sich vom Wettbewerb abzuheben und Ihre Kalkulation durch sinkende Kosten zu schärfen. Und Sie können sowohl die Kompetenzen als auch die Geschäftstätigkeit Ihres Betriebs erweitern, wenn Sie mit externen Partnern – beispielsweise über Tauschbörsen oder Rohstoffhändler aus der Recyclingbranche – kooperieren, um Altgeräte, Restmaterialien und Abfälle organisiert und sortiert zu tauschen, zu verkaufen oder abzugeben.
… und planbare Müllvermeidung
Die EU-Kommission hat im Rahmen ihrer Sustainable Product Initiative (SPI) ihren Entwurf für eine Ökodesign-Verordnung veröffentlicht. Ziel ist, Nachhaltigkeit schon in der Designphase von Produkten zu „integrieren“, um längere Haltbarkeit, bessere Austauschbarkeit von Teilen und generell Reparierbarkeit zu erreichen.
Betriebe, die diese Maßnahmen aktiv im Tagesgeschäft nutzen, können davon beispielsweise auch profitieren, wenn es um die Gewinnung von jungen Fachkräften und Auszubildenden geht, die Wert darauf legen, Mitglied in einem nachhaltig arbeitenden Team zu sein.
Schätze, die Sie heben können – Reste, Abfälle, Altgeräte
Mit folgenden konkreten Beispielen stellen wir Ihnen zwei Unternehmen vor, die dem Handwerk Dienste rund um die Kreislaufwirtschaft anbieten:
Interzero: Das Unternehmen Interzero ist ein Dienstleister rund um die Schließung von Produkt-, Material- und Logistikkreisläufen. Es zeigte auf der Essener SHK-Fachmesse für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik und erneuerbare Energien im September 2022 erstmals Kreislauflösungen für Baustellenabfälle im Sanitärhandwerk.
Es handelt sich dabei um ein flexibles Rücknahmesystem für Produktabfälle, die im Rahmen von Renovierungen und Neubauten im Bereich Sanitär, Heizung und Klimatechnik anfallen. Interzero organisiert dazu Logistikströme und steuert Dienstleisternetzwerke – egal ob für Werkstoffe, gebrauchte einzelne Komponenten oder komplette Produkte.
Weiter betreibt Interzero ein Rücknahmesystem für gewerblich anfallende Verpackungen, wie z. B. Transportverpackungen. Hintergrund: Seit dem 1. Juni 2022 gilt die erweiterte Registrierungspflicht gemäß dem Verpackungsgesetz. Demnach besteht in Deutschland für sämtliche Verpackungen, die in Verkehr gebracht werden, die Pflicht zur Registrierung bei der Zentralen Stelle Verpackungsregister (ZSVR).
Für die Rücknahme und Verwertung der Verpackungen arbeitet Interzero dazu mit rund 600 zertifizierten Unternehmen zusammen. Und da die Optimierung von Verpackungen in Bezug auf ihre Recyclingfähigkeit an Bedeutung gewinnt, bietet das Unternehmen in diesem Zusammenhang das Gütesiegel „Made for Recycling Interseroh+“ an.
www.materialrest24.de: Simon Schlögl ist Dachdecker und hat den Online-Marktplatz www.materialrest24.de zum Kauf und Verkauf übrig gebliebener Baumaterialien geschaffen. Hier können Handwerksbetriebe aller Gewerke nicht mehr benötigte Restbestände verkaufen und so ihr Lager räumen.
Weiterhin lassen sich gerade kleinere Materialmengen über die Plattform günstig erwerben. Diese effiziente Nutzung vorhandener Ressourcen leistet einen aktiven Beitrag zu nachhaltigem Wirtschaften und dient so dem Umwelt- bzw. Klimaschutz.
Zudem können nicht ausgelastete Maschinen zum „Sharing“ angeboten werden! So werden unternehmerische Ressourcen sinnvoll nutzbar gemacht, die bisher oft kapitalbindend brach lagen – oder schlichtweg verpufft sind.
Recherche-Tipp zum Thema Kreislaufwirtschaft und SHK-Gewerk
Auf den Webseiten der SHK-Fachzeitschrift SBZ finden Sie zahlreiche weitere Beispiele dafür, wie Sie mit ausgewählten Produkten, Dienstleistungen und eigenen Maßnahmen Teil der Kreislaufwirtschaft und des Klimaschutzes in Deutschland werden können! Einfach auf der SBZ-Website die Suchwörter Recycling oder Kreislaufwirtschaft eingeben!
Fazit
Um aktiv an der Kreislaufwirtschaft teilzunehmen, macht der umfassende Einsatz digitaler Technologien Sinn. Sie schaffen „Luft“ für die notwendigen Ressourcen und organisatorische Maßnahmen im Betrieb, um die Chancen der Kreislaufwirtschaft effizient nutzen zu können.
Im bzw. für das SHK-Gewerk entwickelt sich neben einer professionellen Dienstleisterstruktur als eigene Branche auch das Bewusstsein der Hersteller hinsichtlich Produktentwicklung im Sinne von Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz. Verstärkt wird dieser Effekt durch Maßnahmen der Politik – sowohl in Deutschland als auch europaweit.
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