Digitale Bildung im Betrieb ist eine neue Ressource
Wenn wir unsere Arbeitskultur auf eine neue Basis stellen wollen, indem wir Kollaboration, Partizipation und Work-Life-Balance stärker in den Fokus nehmen, brauchen wir neue Kompetenzen. Unsere Mitarbeiter müssen nicht nur neue digitale Technologien beherrschen, sondern auch kollaborative Techniken im Alltag nutzen können. Und da sich Technologien rasant entwickeln, muss gewährleistet sein, dass alle Mitarbeiter immer up-to-date sind. Das heißt: lebenslänglich lernen. Was Handwerksunternehmen deshalb dringend brauchen, ist eine neue Weiterbildungskultur. Workshops, Blended-Learning-Programme oder virtuelles Lernen – die Möglichkeiten sind vielfältig. Wir zeigen, welche Lernformate an Bedeutung gewinnen und maximale Motivationsanreize bieten.
Im privaten Bereich machen wir es bereits täglich: Wir lernen ständig dazu. Über neue Features unseres Smartphones, über Sprachassistenten oder Apps, die uns die Alltagsorganisation mit Kindern, Familie, Freunden etc. erleichtern, über das Navigationssystem im Auto oder die neue Banking-App, die mobile Transaktionen ermöglicht. Auch im Berufsleben kommt täglich Neues hinzu. Heute eine neue Software, morgen ein neues Kundenmanagementsystem, übermorgen eine neue Baustellen-App oder eine mobile Zeiterfassung, die das Papier ersetzt. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Mitarbeiter deshalb kontinuierlich qualifiziert werden.
Weiterbildungskultur etablieren
Lernen findet immer weniger in konventionellen Lernumgebungen statt. Schulungen und Seminare sind aufwendig und kostenintensiv. In klassischem Präsenzunterricht Gelerntes verblasst oft schon nach wenigen Tagen, weil es nicht unmittelbar in der Praxis angewendet wird. Diesen konventionellen Lernmustern stehen neue methodische Lern- und Weiterbildungsansätze gegenüber, die flexibler, vielfältiger, interessanter und vor allem effizienter sind. Hier stehen Interaktion, Spaß, eine breite mediale Aufbereitung der Inhalte sowie individuelle Lernbedingungen im Fokus.
Nachhaltig lernen
Kommunikation und Kommunikationstechnologien haben sich mit der Digitalisierung stark verändert. Deshalb braucht es auch einen Wandel in den Weiterbildungsmethoden. Wissensvermittlung findet zunehmend digital statt oder durch Anreicherung des Präsenzunterrichts mit digitalen Instrumenten.
Bei der Wahl der Weiterbildungsmethoden ist zu beachten, dass sie so gewählt sind, dass die Teilnehmer weder über- noch unterfordert werden und dass das Wissen nachhaltig vermittelt wird, es also im Anschluss optimal in die täglichen Arbeitsprozesse integriert werden kann. Auch gibt es unterschiedliche Lerntypen, die alle von einem anderen Lernszenario profitieren. Das sollte man bei der Auswahl der Weiterbildungsinstrumente (und auch der Teamsettings) zusätzlich berücksichtigen.
100 Prozent digital oder Hybrid-Modell?
Die nachfolgenden Beispiele zeigen, warum E-Learning besonders effektiv ist, welche Vorteile Blended Learning bietet und dass sich Lernen in virtuellen Welten weiter auf dem Vormarsch befindet.
E-Learning
Klassische Schulungen werden zunehmend durch „E-Learning“ ersetzt. Der enorme Wissenszuwachs und die Komplexität der Themen erfordern flexiblere Lernformen. E-Learning ermöglicht kostengünstiges, zeit- und ortsunabhängiges Lernen. Seminare, die in entlegenen Gebieten oder in einer entfernten Stadt stattfinden, entfallen ebenso wie hohe Reisekosten.
E-Learning umfasst im Wesentlichen alle Lernformen, die digital unterstützt oder rein digital sind. Dazu gehören Online-Workshops, Webinare, Video-Seminare, Lernvideos, WBTs, Lernsoftware und andere. Über Statistikfunktionen oder Lernfortschrittsanalysen sind bei den verschiedenen E-Learning-Varianten die Lernprozesse transparent und können ganz gezielt optimiert werden. Lernmanagementsysteme (LMS), die mit Präsenzunterricht gekoppelt sind, haben sich in Unternehmen bereits durchgesetzt. Jeder lernt mittels Lernplattform, wann und wo er kann. Durch entsprechendes Feedback auf seine Leistung weiß der Lernende schnell, wo er steht, und wird weiter motiviert. Dank KI wird der jeweilige Wissensstand ermittelt und die Fragen entsprechend angepasst. LMS ist besonders für eine kontinuierliche Wissensvermittlung in Betrieben geeignet und wird oft mit Präsenzveranstaltungen gekoppelt (siehe Blended Learning).
Blended Learning
Eine Variante des E-Learning, die sich als besonders nachhaltig und effektiv erwiesen hat, ist das sogenannte Blended Learning – ein Mix aus Präsenzkursen und E-Learning. Tools und Lernmodule können bei dieser Hybridform individuell an Bedürfnisse angepasst und individualisiert werden. Der Vorteil: Teilnehmer können zum Beispiel vor einem Seminar oder Workshop mit E-Learning (z. B. Lernplattformen wie LMS) auf einen ähnlichen Wissensstand gebracht werden oder umgekehrt können Teilnehmer Lerninhalte nach einem Präsenzkurs entsprechend ihres eigenen Kenntnisstandes weiter vertiefen. Die Mischung von Präsenz- und Online-Elementen ermöglicht eine hohe Flexibilität und Nachhaltigkeit des Wissens für Unternehmen und Mitarbeiter.
Lernen im virtuellen Raum
Nach dem Motto „Real Erlebtes bleibt besser haften“ können abstrakte Inhalte mittels VR und AR real erlebbar und damit leicht verständlich und mit einem gewissen Erlebniswert aufbereitet werden. Bestimmte Szenarien werden mit Virtual Reality so realitätsnah simuliert, dass man meint, wirklich vor Ort zu sein. Das kann ein Fertigungswerk sein, das Innere einer Maschine, eine Baustelle oder Industrieanlage oder auch ein Rhetorik-Training, bei dem Vortragssituationen vor einem virtuellen Publikum mittels VR simuliert werden. VR bietet spielerisch Möglichkeiten, reale Welten zu imitieren und darin zu interagieren. Das Eintauchen in immersive Welten erlaubt das Lernen von verschiedenen Orten, in unterschiedlichen Sprachen, ohne Zeitdruck und mit lebendigen Motivationsanreizen, die mit trockener Theorie nicht zu vergleichen sind.
Gamebasiertes Lernen
Als Weiterbildungsinstrument auf dem Vormarsch gelten Videospiele. Sie wecken Emotionen und sind deshalb vielfach effizienter als klassische Schulungen. Durch Interaktion und praktische Anwendung macht das Lernen nicht nur deutlich mehr Spaß, sondern es erhöht auch die Merkfähigkeit. Das Videospielen wird nicht als Lernen angesehen, sondern hat durch den Fun- und Erlebnisfaktor den Charakter des „Freiwilligen“. Gamebasiertes Lernen ist keine Spielerei, sondern beinhaltet Prinzipien, die langfristig eine Motivationssteigerung bewirken.
Fazit
Durch die Digitalisierung verändern sich die beruflichen Kompetenzprofile. Lebenslanges Lernen gehört immer mehr zum Arbeitsalltag. Dabei geht es nicht um ständiges Pauken oder Büffeln, sondern schlichtweg darum, offen zu sein für Veränderung. „New Learning“ schafft Mehrwerte auf dem Weg zu „New Work“: Lernen on demand, gamebasiertes Lernen, VR, flexibles Lernen während und außerhalb des Jobs, ressourcenschonendes Lernen. „Lebenslänglich“ stellt in diesem Fall also keine Strafe, sondern einen echten Mehrwert für alle Beteiligten dar.
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